NACH DER FLUCHTWie aus Fremde Heimat werden kann
Aehem Ahmad, der "Pianist aus den Trümmern", musste aus dem syrischen Bürgerkrieg fliehen.
In unserem Online-Special erzählen wir die Geschichten geflüchteter Künstlerinnen und Künstler: Wie sie angekommen und heimisch geworden sind - oder auch nicht.
Aeham Ahmad, PianistFLUCHTWarum Sicherheit mehr ist, als den Bomben zu entkommen
Diese Bilder gingen um die Welt: Ein junger Mann spielt Klavier mitten im zerbombten Jarmuk, einem Viertel von Damaskus. Er spielt und singt für seine Mitmenschen, um sie zu trösten, um sich und ihnen Mut zu machen, während um ihn herum der syrische Bürgerkrieg tobt. Der junge Mann heißt Aeham Ahmad, er ist der "Pianist aus den Trümmern".
Saša Stanišić, SchriftstellerSICHERHEITWie man im Schreiben Heimat finden kann
Saša Stanišić flüchtet 1992 mit seinen Eltern aus dem Kriegsgebiet in Bosnien. Nach dem Ende des Kalten Kriegs ist der Vielvölkerstaat Jugoslawien zerfallen, einstige Nachbarn kämpfen auf einmal gegeneinander: Kroaten, Serben, Bosnier. Mitten in Europa.
"Glück hat, wer seine Flucht beeinflussen kann", schreibt er später.
Antonio Skármeta, SchriftstellerEXILWie aus einem Neuanfang Welterfolg wird
Heinrich Heine, Dichter und JournalistSEHNSUCHTWarum manche die Sehnsucht niemals loslässt
Die Zahl der Menschen, die fliehen, war laut UNO-Flüchtlingshilfe noch nie so hoch wie heute. Flucht ist aber kein neues Phänomen: Im Jahr 1831 flüchtete der deutsche Dichter Heinrich Heine vor Zensur und Anfeindungen nach Paris.
Judith Kerr, KinderbuchautorinNEUE HEIMATWarum Kinderbücher auch ein Zuhause sein können
London ist seit über 80 Jahren ihre Heimat. Nach Berlin, wo sie 1923 geboren wurde, fährt Judith Kerr nur selten.
Auf ihrem Ruhm könnte sie sich ausruhen: Millionenfach stehen ihre Bücher in den Regalen vieler Kinder. Doch sie illustriert und schreibt bis heute Kinderbücher. Mehr als 30 sind es inzwischen - in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Nneka Egbuna, MusikerinFREMDE HEIMATWarum Heimat auch ein Gefühl sein kann
Als 19-Jährige verlässt Nneka Egbuna ihre Heimat Nigeria und kommt nach Hamburg. Der Start in Deutschland ist schwer, aber sie beißt sich durch.
Sechs Künstler, ein SchicksalWAS AUS IHNEN GEWORDEN IST
Nneka Egbuna, Aeham Ahmad, Saša Stanišić, Heinrich Heine, Judith Kerr, Antonio Skármeta - sie alle mussten ihre Heimat verlassen und versuchen, in einem fremden Land heimisch zu werden. Ist es ihnen gelungen?
Nneka Egbuna
Mittlerweile lebt Nneka in Lagos, Hamburg und Paris - und tourt mit ihrer Band durch die Welt. Ihre Heimat macht sie an keinem Ort fest, ist nirgendwo richtig zu Hause. Heimat ist für sie ein Gefühl und das Leben eine Reise.
Antonio Skármeta
Als die Pinochet-Diktatur endete, kehrte Antonio Skármeta 1989 nach Chile zurück.
Von 2003 bis 2006 war er noch einmal in Deutschland: als Botschafter seines Heimatlandes.
Heute lebt er mit seiner zweiten Frau, die er in Deutschland kennengelernt hat, und dem jüngsten Sohn in Chile. Die beiden älteren Söhne sind in Berlin geblieben.
Saša Stanišić
Die Sprache wird sein Zuhause, das Schreiben für
Saša
Stanišić
zum Beruf. 2006 erscheint sein Debütroman "Wie der Soldat das Grammofon repariert". Schnell wird der junge Autor in ganz Deutschland bekannt. 2014 katapultiert ihn der Preis der Leipziger Buchmesse in die Bestsellerlisten.
Saša Stanišić
Heinrich Heine
Der wegen Hochverrats gesuchte Heinrich Heine stirbt am 17. Februar 1856 im Pariser Exil. Sein Grab liegt auf dem Friedhof Montmartre, in dem Viertel, in dem er 25 Jahre seines Lebens verbracht hat.
"Leb wohl, auch Du, deutsche Heimath, Land der Räthsel und der Schmerzen; werde hell und glücklich. Lebt wohl Ihr geistreichen, guten Franzosen, die ich so sehr geliebt habe! Ich danke Euch für Eure heitre Gastfreundschaft."
Heinrich Heine, Testament
Aeham Ahmad
Im August 2016
dürfen Aeham Ahmads Frau Tahani und die zwei Söhne endlich nach Deutschland
nachkommen - fast ein Jahr nach seiner Flucht.
Mit ihnen zieht er in eine Wohnung in Wiesbaden. Auch ein eigenes Klavier besitzt Aeham Ahmad wieder.
Judith Kerr
Ihre autobiografisch geprägte Trilogie, die mit "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" beginnt, ist ihr Vermächtnis. Eine Autobiografie wollte sie nie schreiben.
Nach Deutschland kommt sie mittlerweile gern. Aber das hat eine Zeit gedauert. Dann erzählt sie nicht nur von den Helden aus ihren Büchern, sondern auch aus ihrer Geschichte.
Wie hier vor Schülern in Berlin. Im Publikum sitzen auch einige Flüchtlingskinder. Judith Kerrs Lebensweg könnte auch ihnen Mut machen.